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Seemannsessen, das viele nicht verstehen.

Labskaus, das an der niedersächsischen-bremischen Nordseeküste zu den selbstverständlichen Gerichten gehört, ist ein Seemannsessen aus jenen fernen Zeiten, da hölzerne Segelschiffe mit eisernen Matrosen darauf über die Weltmeere fuhren. Eiserne Matrosen waren auch nötig, Männer mit eisernen Muskeln und – eisernen Mägen. Denn manchmal lagen die Schiffe wochenlang mitten im Atlantik und dümpelten vor sich hin. Absolute Windstille – und nirgendwo eine Einkaufsmöglichkeit für Nahrungsmittel.

In solchen Situationen war der Smutje froh, wenn er in die Tonne mit dem Pökelfleisch langen konnte. Natürlich nahm er nicht nur Pökelfleisch, das wäre ja eine geradezu sträfliche Verschwendung gewesen. Er war auf allerlei andere zutaten angewiesen, die sich nachher auf der Zunge nicht mehr identifizieren ließen, was allgemein von den meisten als ein Glück empfunden wurde. Dieses Essen nannte der Smutje dann Labskaus.

Es war klar, dass sich der Schiffskoch an solchen Tagen außerhalb seiner Kombüse möglichst wenig blicken ließ. Denn natürlich gab es immer wieder Besatzungsmitglieder, die sich infolge ihrer blühenden Phantasie schlimme Dinge über die Zusammensetzung des Labskaus-Essens ausmalten. Sicherlich wird der Smutje auch nicht immer ein gutes Gewissen gehabt haben. In einem aber konnte man sich auf ihn verlassen: Pökelfleisch war jedenfalls immer drin. Labskaus ohne Pökelfleisch, das wäre selbst für den letzten Moses ein Grund gewesen, zur offenen Meuterei aufzurufen.

Dennoch müssen in jener Zeit haarsträubende Geschichten über Labskaus und seine Zusammensetzung bis weit ins Binnenland gedrungen sein. Anders kann man sich die Abneigung vieler Binnenländer gegen diese für Gaumen von der Küste köstliche Spezialität gar nicht erklären. Und leider haben es die Küstenbewohner bis heute nicht geschafft dem binnenländischen Widerwillen, häufig gepaart mit Spott, eine kampfkräftige Einheitsfront entgegenzustellen.

Die heutigen Zutaten für Labskaus sind: Pökelfleisch, Kartoffeln, Klare Brühe, Salz und Pfeffer. Serviert wird es mit Spiegelei, Rote Beete und Gurken.

Quelle: Urlaub in Friesland

Sonderbeilage der Nordwestzeitung